Rivalen der Liebe by Maya Rodale

Rivalen der Liebe by Maya Rodale

Autor:Maya Rodale
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Historical
ISBN: 9783641111281
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2014-01-19T23:00:00+00:00


Kapitel 29

Bloomsbury Place 24

Sophie hatte schon vor Monaten geheiratet und war direkt danach ausgezogen, und Julianna hatte die Einsamkeit seither nie so deutlich gespürt wie in diesem Moment. Wenn ihre Freundin jetzt hier wäre, könnten sie sich zusammen auf dem Sofa einkuscheln und einen Becher Tee trinken, während Julianna sich ausgiebig über Roxbury und die vielen Probleme ausließe, die er mit sich brachte. Sophie würde ihr verständnisvoll zur Seite stehen und sie zum Lachen bringen.

»Du wirst nicht glauben, was ich für einen Tag hatte, Penny«, sagte Julianna zu ihrem Dienstmädchen und hoffte im Stillen, das Mädchen in ein Gespräch verstricken zu können. Erst war sie von Knightly gefeuert worden, und dann hatte Roxbury ihr auch noch einen Antrag gemacht! Das war wirklich eine erstaunliche Wendung des Schicksals, und Julianna musste einfach mit jemandem darüber reden, damit es sich echt anfühlte.

»Ich lasse Euch ein heißes Bad ein«, gab Penny eilfertig zurück und musterte die völlig durchnässte Julianna. »Im Salon habe ich Tee serviert.«

Julianna schenkte sich eine Tasse heißen Tee ein, gab Zucker dazu und setzte sich hin. Wenn doch nur Sophie hier wäre! Aber sie war am anderen Ende der Stadt, wo sie es lauschig und bequem in Hamilton House hatte – soweit das überhaupt möglich war bei der Größe dieses Hauses. Es würde bestimmt nicht lange dauern, bis Brandon und sie eine ganze Kinderschar um sich versammelten, und dann hätte Sophie noch weniger Zeit für Julianna und die anderen Schreibfräulein.

Julianna aber lebte ganz allein. Kein Ehemann, keine Verehrer – zumindest keine ernstgemeinten. Roxbury war ein verzweifelter Narr, der keine andere Wahl hatte und deshalb auf sie als Ehefrau gekommen war – immerhin war ihre Lage ähnlich verzweifelt wie seine. Die Schreibfräulein waren echte Freundinnen, aber sonst hatte ihr jeder andere den Rücken zugewandt, als die ersten Andeutungen eines Skandals auf sie fielen. Ja, das war ein bitterer Vorgeschmack auf ihre eigene Medizin. Sie wollte sich auch gar nicht beklagen, denn das war nicht ihre Art. Doch es blieb eine Tatsache: Sie war allein. Und einsam.

In einem fernen Winkel ihres Herzens und ihres Verstands hörte Julianna eine leise Stimme, die flüsterte, sie habe im Grunde auch nichts besseres verdient angesichts ihrer verwerflichen Klatscherei, die so manche Existenz zerstört haben mochte.

Wenn sie jetzt Ja sagte …

Sie seufzte und wünschte, irgendwas könnte sie von ihren Gedanken ablenken. Aber es war unmöglich, nicht an Knightlys Verrat und Roxburys Heiratsantrag zu denken.

Eure Dienste werden nicht länger benötigt, hatte Knightly ihr schlicht mitgeteilt. Kein Wort zu viel. Kein Dank, kein Lob, kein Wort des Bedauerns!

Der berechnende, logische Teil von ihr konnte den Verleger durchaus verstehen, aber ach! Es schmerzte so sehr. Ihr Stolz hatte heute einen empfindlichen Dämpfer einstecken müssen. Sie war ein Schreibfräulein! Sie war eine Wegbereiterin; sie ging mit ihrer Arbeit in die Geschichte ein! Julianna wusste, wie viel Befriedigung es bereiten konnte, das eigene Dach über dem Kopf und eine volle Speisekammer aus eigener Tasche zu finanzieren. Sie wusste es und empfand eine große Freude dabei, ihre eigene Herrin zu sein. Ihre eigene Beschützerin.



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